Brotterode am Inselsberg

Um Brotterode, den Inselsberg und seine Umgebung ranken sich eine Vielzahl von Sagen, Geschichten und unglaublichen Begebenheiten um goldsuchende Venetianer, spukende Burgfräuleins und geheimnisvolle Höhlen.

Die Höhle am Inselsberg

Der alte Schmied Sünne war es, der diese Geschichte seinen Kindern und Enkelkindern erzählte.
Da soll vor vielen, vielen Jahren droben am Inselsberg eine Höhle gewesen sein. Der Eingang war jedoch klein und eng, dass ein wohlbeleibter Bauersmann gar nicht hineinschlüpfen konnte. Der Großvater des Schmiedes stand sich den Leuten aus Venedig gut, die überall in den Bergen nach Gold und sonstigen Schätzen gruben.
In einer warmen Sommernacht um Johannis - da wanderte der Alte mit den Venetianern hinauf zur Höhle. Hermann, so hieß der alte Brotteroder, war als erster an dem dunklen Eingangsloch angelangt. Ihm fiel vor Schreck die Tabakspfeife aus dem Mund.

Der Inselsberg im Winter- märchenhaft schön


Was musste er sehen? Vor dem Eingang der Höhle wachte ein schreckliches Untier. Die Venetianer wussten sofort Rat. Sie jagten das feurige Tier mit allerlei Gemurmel - sicher waren es Zaubersprüche - in das Loch zurück und zwängten sich durch den Spalt dem Ungeheuer nach. Als letzter, am ganzen Leibe zitternd, folgte Hermann. Anfangs war es sehr eng, aber später verbreiterte sich der Gang. So erreichten sie bald die eigentliche Höhle. Breites, starkfießendes Wasser rauschte hindurch. Die Höhlenbesucher mussten hinüber; denn auf der anderen Seite, so sagten die Venetianer, befände sich der Goldsand, den sie wollten. Der Schmied, der sonst im Leben immer viel Mut zeigte, blickte entgeistert zum anderen Ufer. Unmöglich erschien ihm das Hinüberkommen. Voller Entsetzen sah er noch dazu, dass drüben ein scheußlicher Lindwurm lag.

Der Venezianerstein


Die Venetianer jedoch warteten nicht lange, gaben einige Anweisungen mit komischen Gebärden, und siehe da, das schreckliche Untier, bisher feuerspeiend zu einem Knäuel zusammengerollt, streckte sich aus und legte den Schwanz herüber ans andere Ufer. Die Fremden stiegen, wie auf einer Brücke, nun hinüber, füllten drüben die Säcke mit Goldsand und kamen auf dem selben Weg zurück.
Der Schmeid war voller Angst hockengeblieben und ging nun als erster schleunigst dem Ausgang zu. Seinen wuchtigen Körper oft an die zackigen Steine stoßend, war er froh, das Tageslicht nach geraumer Zeit wieder zu erblicken. Ein zweites Mal brachten ihn die Italiener nicht mehr in die Höhle.
So erlangte der schmied keinen Goldsand. Er mußte fleißig weiter seiner Arbeit nachgehen. Nach einigen Wochen verschwanden die Südländer wieder, und der Eingang der Höhle blieb seit dieser Zeit verschlossen und unauffindbar. Der Venetianerstein erinnert noch an die Schatzsucher aus Italien.